Michail Chodorkowski macht sich für politische Gefangene in Russland stark
„Inhaftierungen
ziehen zunächst und vor allem Kosten für Güter des täglichen Bedarfs
und Lebensmittel nach sich, da ein zwar übergangsweiser, aber häufig
sehr langer Einkommensverlust erlitten wird“, erklärte Chodorkowski.
„Über die Jahrzehnte der Repression hat man sich daran gewöhnt, dass es
für einen Russen fast schon zum guten Ton gehört, im Laufe seines Lebens
einige Zeit im Gefängnis zu verbringen. Je mehr wir über die Menschen
sprechen, die willkürlich inhaftiert werden, desto eher wird sich diese
öffentliche Wahrnehmung ändern.“
Ansprache auf dem Oslo Freedom Forum
Am 22. Oktober hielt Michail Chodorkowski auf dem Oslo Freedom Forum (OFF) eine bewegende Ansprache über die anhaltenden Unrechtstaten
gegen politische Gefangene in Russland. Menschenrechtskämpfer aus aller
Welt treffen sich jährlich zum OFF, um ihre Geschichten zu erzählen,
Ideen zusammenzutragen, Initiativen ins Leben zu rufen und Momente des
Beistands und der Solidarität zu erleben, angesichts willkürlicher
Machtdemonstrationen, die Tag für Tag rund um den Globus geschehen.
In seiner Rede rief Chodorkowski das Publikum
zum Protest auf und bat darum, niemals die Menschen zu vergessen, die
für ihre Überzeugungen ihre Freiheit aufgeben: „Was können wir für die
politischen Gefangenen in Russland tun? Wir können der Welt erzählen,
für welche Werte die Menschen, die am 6. Mai auf dem Bolotnaja-Platz
zusammenkamen, eintraten. (…) Für mich sind das Freiheit,
Vaterlandsliebe und ein Verantwortungsbewusstsein für die Zukunft
unseres Landes.“
Chodorkowski
nahm in Oslo auch an einem von Civita organisierten Breakfast-Panel
teil, zu dem er gemeinsam mit dem chinesischen Dissidenten Yang Jianli
und der im Iran geborenen Schriftstellerin Marina Nemat erschien, die
beide jahrelang als politische Gefangene inhaftiert waren.
Ein Video mit der vollständigen Rede Chodorkowskis auf dem Oslo Freedom Forum finden Sie hier. Ein Video des Civita Breakfast-Panels gibt es hier.
Rede auf dem Forum 2000 in Prag
Anfang Oktober besuchte Chodorkowski Prag und nahm dabei an der jährlichen Konferenz Forum 2000 teil. In seiner Eröffnungsansprache merkte er an:
„Die politischen Aktivisten von heute sind im Wesentlichen der Anker
der russischen Demokratie, ihr Kampf verdient Unterstützung und
Anerkennung der Klasse, deren Interessen sie so tapfer verteidigen.“
Zu
den Highlights seiner Ansprache gehörten seine Zurückweisung der Idee,
dass eine russische Isolation über die Mauern des Kreml hinaus besteht,
und sein Argument, dass die beste Möglichkeit für ein besseres
Verständnis und einen Dialog zwischen Russland und dem Westen für die
westlichen Demokratien darin besteht, die Beziehung zu Russland von der
Warte moralischer Werte aus anzugehen.
Während
seines Besuchs in der Tschechischen Republik gab Chodorkowski außerdem
ein Interview mit anschließender Gesprächsrunde in der
Václav-Havel-Bibliothek, das vom Journalisten und
Kuratoriumsvorsitzenden der Bibliothek Jan Macháček geführt wurde.
Weitere Informationen über die Eröffnungsansprache Chodorkowskis auf dem Forum 2000 finden Sie hier. Ein Video des Interviews in der Václav-Havel-Bibliothek findet sich hier.
Eröffnung der Freedom House Awards
Am 1. Oktober hielt Chodorkowski auch den Eröffnungsvortrag im Rahmen des Galadinners der jährlichen Freedom House Awards in Washington DC. Er lenkte die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung europäischer Werte für das heutige Russland: „Eine
Rückkehr zu den europäischen Werten, die die Grundlage der
euro-atlantischen Zivilisation bilden – also eine mentale und politische
Rückkehr –, ist der Ausgangspunkt für eine neue politische Richtung,
die es Russland ermöglichen könnte, sich aus der historischen Sackgasse,
in der es sich derzeit befindet, zu befreien. Für Russland gibt es
jetzt nur zwei mögliche Marschrichtungen – vorwärts in eine
postindustrielle Ära zusammen mit Europa oder zurück ins Mittelalter,
und von da aus direkt in die komplette Nichtexistenz.“
Weitere Informationen zum Freedom House Event finden Sie hier.
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