Donnerstag, 20. Februar 2014

Chodorkowski erklärt Unterstützung für Angeklagte im Bolotnaja-Prozess





20. Februar 2014

 

Chodorkowski vor dem Bolotnaja-Prozess: “Wir sind kein Abfall, sondern Bürger unseres Landes”


Michail Chodorkowski hat zum Beginn des Bolotnaja-Prozesses am 21. Februar 2014 eine Erklärung veröffentlicht, in der er seine Unterstützung gegenüber den Angeklagten bekundet. Die Angeklagten beteiligten sich friedlich bei den Demonstrationen am 6. Mai 2012. Die Erklärung Chodorkowskis lässt sich im russischen Wortlaut hier abrufen und ist im Folgenden übersetzt:


“Der letzte Akt eines wahrhaftigen Dramas spielt sich gerade vor unseren Augen ab. Während des Schauprozesses am 21. Februar wird die Richterin eine Entscheidung im Bolotnaja-Prozess fällen. Niemand zweifelt daran, dass das Urteil von Rachsucht und Grausamkeit geprägt sein wird. Die Anklage forderte eine bis zu sechsjährige Haftstrafe für die sieben Männer und die junge Frau. Vielleicht mag die Richterin Nikischina die Haftstrafen ein wenig verkürzen – das ist aber nicht von großer Bedeutung.

 

Was allerdings wichtig ist, ist dass wir es in der russischen Geschichte wieder eine weitere schändliche Episode gibt, in der unschuldige Menschen als Geiseln gehalten werden und bei der wird nichts getan haben, um dies zu verhindern. Während der friedlichen Demonstrationen haben wir immer das „Einer für alle und alle für einen!“ gehört. Nun ist es an der Zeit, diesen Leitspruch zu bekräftigen und zu beweisen, dass wir kein Abfall sind, sondern Bürger unseres Landes.

An dem Protestmarsch des 6. Mai 2012 haben tausende Menschen teilgenommen. Für die Kampagne zur Unterstützung der Angeklagten im Bolotnaja-Prozess setzen sich allerdings nur ein paar Dutzend ein. Sogar das Verhalten der Gerichtsdiener, die keine Zuschauer in den Gerichtssaal lassen, zeigt aber, dass eine Unterstützung notwendig ist. Glauben Sie mir, wenn ich sage, dass Ihre Anwesenheit während der beiden Yukos-Prozesse und Ihr unablässiges Interesse über die mehr als zehn Jahre Platon Lebedew und mir immens geholfen hat. Solidarität wird nicht nur von denen hinter Gittern gebraucht, sondern auch von uns. Das ist genau, was Pastor Niemöller sagte, der aus erster Hand wusste, was es bedeutet, aufgrund seiner Überzeugung verfolgt zu werden.

“Als sie die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist.

Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Sozialdemokrat.

Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich nicht protestiert, ich war ja kein Gewerkschafter.

Als sie die Juden holten, habe ich nicht protestiert; ich war ja kein Jude.

Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestierte“

Die Zeit für die Unterstützung ist fast abgelaufen, bevor sich die Gefängnistüren für die Angeklagten im Bolotnaja-Prozes schließen. Unser Einsatz ist nicht nur für die Gefangenen und ihre Familien wichtig, sondern auch für alle, die sich um das Schicksal Russlands sorgen – und um seine demokratische Entwicklung.“

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