Mittwoch, 22. Januar 2014

Chodorkowski-Newsletter - Januar 2014



22. Januar 2014


 

Einen Monat nach seiner Freilassung dankt Chodorkowski seinen Unterstützern


Vor etwas mehr als einem Monat wurde Michail Chodorkowski freigelassen und nach über zehn Jahren ungerechter Inhaftierung war er endlich ein freier Mann. Michail Chodorkowski und seine Familie danken all denen unter Ihnen, die Botschaften der Unterstützung geschickt haben, die seinen Fall über die Jahre hinweg verfolgt und dafür gesorgt haben, dass er nie vergessen wurde.


„DAS WICHTIGSTE IST JETZT: FREIHEIT, FREIHEIT, FREIHEIT!“
Chodorkowskis landete am Freitag, 20. Dezember 2013, auf dem Berliner Flughafen Schönefeld. Begrüßt wurde er vom früheren deutschen Außenminister Hans-Dietrich Genscher, der seine Freilassung ausgehandelt hatte. Es folgten einige turbulente Tage, an denen das lang ersehnteWiedersehen mit der Familie sowie Interviews und Pressekonferenzen stattfanden.

„Nach zehn Jahren ist dieses Gefühl der Freiheit unglaublich“, schilderte Chodorkowski in seinem ersten Interview, das er mit Yevgenia Albats von der New Times führte, seine Gefühle. „Das Wichtigste ist jetzt: Freiheit, Freiheit, Freiheit!" Chodorkowski betonte, dass er sich künftig für andere politische Häftlinge in Russland einsetzen will, darunter auch seine früheren Kollegen bei Jukos, Platon Lebedewund Alexej Pichugin.


PRESSEKONFERENZ IM BERLINER MAUERMUSEUM AM CHECKPOINT CHARLIE
36 Stunden, nachdem er das Straflager in Segescha verlassen hatte, kam Chodorkowski am Berliner Mauermuseum am Checkpoint Charlie an, wo sich hunderte Fotografen und Journalisten von Medien aus allen Teilen der Welt auf engem Raum drängten.

LESEN SIE DIE VOLLSTÄNDIGE ÜBERSETZUNG VON CHODORKOWSKIS PRESSEKONFERENZ IN BERLIN (IN ENGLISCHER SPRACHE)

Chodorkowski dankte all jenen, die an der Sicherung seiner Freilassung beteiligt waren. Er wies jedoch darauf hin, dass das Thema mit seiner Freilassung nicht erledigt sei: „Sie sollten in mir nicht ein Symbol dafür sehen, dass es keine politischen Häftlinge in Russland mehr gibt“, sagte er. „Stattdessen bitte ich Sie, mich als Symbol dafür zu betrachten, dass, wenn die Zivilgesellschaft etwas erreichen will, sie in der Lage ist, durch ihre Anstrengungen sogar die Freilassung von den Menschen zu erreichen, deren Freilassung sich niemand vorzustellen wagt.”

CHODORKOWSKI WÜRDIGT SEINEN FREUND UND ANWALT JURI SCHMIDT
Am 19. Januar nahm Chodorkowski an einer von der Heinrich-Böll-Stiftung organisierten bewegenden Gedenkfeier teil, bei der er zusammen mit Arseni Roginskivon Memorial und der Grünen-Bundestagsabgeordneten Marieluise Beck den legendären russischen Anwalt und Menschenrechtsaktivisten Juri Markowitsch Schmidt würdigte. Chodorkowski unterstrich dabei, man könne die Mission Juri Markowitschs am besten dadurch fortführen, indem man diejenigen unterstütze, dieungerechtfertigterweise für ihre Ideen und Einstellungen im Gefängnis sitzen. Zu Beginn des Monats hatte Chodorkowski seines Freundes und Anwalts anlässlich dessen ersten Todestags gedacht: „Vor einem Jahr ist Juri Markowitsch gestorben“, schrieb er, „wir müssen seine Arbeit fortsetzen.“

SCHAUEN SIE HIER EIN VIDEO DER VERANSTALTUNG DER HEINRICH-BÖLL-STIFTUNG INDEUTSCHER BZW. IN RUSSISCHER SPRACHE

Bei seinem Aufenthalt in Berlin traf Chodorkowski denstellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und scheidenden Russland-Koordinator der Bundesregierung, Andreas Schockenhoff,um seiner Dankbarkeit für die erhaltene Unterstützung Ausdruck zu verleihen. Dabei wiederholte er seine Zusage, „alle mir zur Verfügung stehenden Mittel zu nutzen, um politischen Gefangenen in Russland zu helfen und dort die Rechtsstaatlichkeit zu festigen.” Chodorkowski hatte auch ein Treffen mit dem SPD-Abgeordneten und künftigen Russland-Koordinator Gernot Erler. Außerdem kam Chodorkowski mit Vertretern von Amnesty International und anderen NGOs zusammen, um ihnen für ihre weltweite Unterstützung zu danken.

OBERSTES GERICHT BERÄT AM 23. JANUAR LEBEDEWS BERUFUNGSANTRAG
Das Oberste Gericht Russlands wird sich am 23. Januar mit einem Berufungsantrag vonChodorkowskis Freund und Geschäftspartner Platon Lebedew befassen. Am 25. Dezember 2013 hatte der Vorsitzende des Obersten Gerichts die Revisionsanträge von Chodorkowskis und LebedewsVerteidigern an das Präsidium des Obersten Gerichts zur Prüfung weitergeleitet.

Hierzu merkte Michail Chodorkowski an: „Ich begrüße die Entscheidung des Obersten Gerichts. Ich hoffe sehr, dass das bürokratische Verfahren nicht zu langwierig wird und Platon Lebedew seine Freiheit früher zurückerhält.“